Von Tabea Geissmann
Sterbender Sommer
Bernsteinbraune Augen
verlieren sich
in der weiten Menge
der warme Wind wirbelt
in meinem Haar
und roten Blättern
an der Ecke zum Park
Die Schönheit der Welt
liegt in den Zyklen
Geburt und Vergehen
und alles ein Anfang
Denn ich bin verliebt
in den Jungen
der im Café sein Buch liest
in die Mädchen an der Kreuzung
in die alte Dame am Zeitungskiosk
Und vielleicht
ist das Liebe auf Zeit
Schwarzer Schnee
Du tanzt barfuss im Schnee
unter tintenschwarzer Nacht
unsere Atemwolken schimmern
im blassen Fensterlicht
wann bist du so schön geworden?
Jubelnde Silvestergäste
hier draussen hören wir sie nicht
zu zweit allein
jung und frei
du tanzt, ich sehe dich –
doch du
Graffito
I’m sorry I fell for you during a pandemic
steht oben geschrieben
an der düstergrauen Wand
Warum sind es immer fremde Menschen
die mir am vertrautesten sind?
Vergebens
Das bisschen Liebe
ist mir abhanden gekommen
vermutlich
zwischen Vorstadtgärten und Altbauküchen
und weit und breit
kein Fundbüro
Himmelsleiterchen
Ab durch das Oberlicht
aufs Dach
Du trittst in den Himmel
greifst nach dem Stern –
und glühst