Warum du schweigst

Von Rebecca Walti

I
ein neuer wind singt in den tag hinein, eisblumen am fenster. du bist im keller, topfst pflanzen um.
du überlegst; sollst du wieder mit mir reden?

II
vor einem jahr richteten wir die wohnung ein.
du bist chaotisch, ich bewahre klaren kopf. alles ist leicht, du vermisst deine mutter. du hast mir kaum von ihr erzählt. stattdessen redest du über schnee.

III
du redest viel, aber du sagst nichts. ich lasse dich in den vorgarten meines kopfes, äpfel pflücken, dann schweigst du wieder. deine art zu lügen.

ich fragte dich, wie es dir gehe, an jenem samstagmorgen. es ging dir gut. tee kochte über. es ging dir immer so gut.
und weg warst du.

IV
und wieder da. du nickst und stehst mit glasigen augen am Herd.
was weiss ich denn von dir, du kommst, du gehst, die mutter, sag, was war. du redest viel und schweigst. ich treibe mich in den wahnsinn.

V
ich glaube, ich schreibe alles neu.
So, wies wirklich war.