Schwerkraft

Von Emilia Laube

I
Ich wache auf, steifer Nacken, schmerzende Lider. Und alles ist wieder da. Der kühle Nachthimmel über uns. Wie wir uns darin verfangen, wie wir stolpern und fallen. Die zärtliche Nähe wird mir zur brutalen Realität. Jeden Morgen aufs Neue. Holprige Gesprächsfetzen verweben sich zu Erzählungen ohne Anfang und Ende. Ich rolle mich zur Bettkante, du holst mich zurück zum ersten Wimpernschlag, zum letzten Herzklopfen. Dein Schweiss klebt an mir. So still war es noch nie. Alles Empirische wird zur Fantasie. Ich träum uns weg unter den Nachthimmel. Deine Dachterrasse wird zur Definition von Sommer. Sternschnuppen stürzen neben uns ins Leere und jeder Augenblick wird uns zum Tunnelblick. Unten, oben, gestern und übermorgen. Jeden Morgen aufs Neue.
Jetzt steh ich auf, als ob auch heute ein Tag wie jeder andere wär.

II
Aber die Leichtigkeit, die mit dir ging.

III
Der Schnee schmilzt auf unseren Nasen. Alles um uns herum ist still. Die Schwerkraft verlässt mich immer genau dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann. Ich frage mich, ob du real bist, ob wir nur im Hier und Jetzt existieren. Wie lange wir glitzern können, bevor uns der Wind davon weht – und ich verliere jeglichen Bodenkontakt.
Vielleicht ist es mit dir wie mit dem Weihnachtsmann. Einer, an den man glaubt, bis man begreift, dass er nicht real ist. Und vielleicht sind wir am Valentinstag schon Schnee von gestern.
Also halte ich mich an allem fest, das wirklich da ist. Bis ich irgendwann DELETE drücke und alles lösche, deine Augen, die Bilder und Augenblicke.